Urlaub im eigenen Land: Ein Erfahrungsbericht über Camping in Sachsen

Es gibt zwei Arten von Menschen: Jene, die Camping lieben und solche, die Camping als Strafe ansehen. Ich gehöre zu der ersten Spezies: Camping 4ever. Zelten – das ist Abschalten vom Alltag. Schon immer hatte ich diesen Drang im Freien übernachten zu wollen und der Natur nahe zu sein, den rauschenden Blättern im Wind oder den frühen Vogelstimmen am Morgen zuzuhören. Oder der fetten Fliege, die mit einem lauten „Wums“ gegen die Zeltwand knallt.

Als naive Drittklässlerin war ich mit einer Gruppe Gleichaltrigen Campen. Danach lag ich meinen Eltern so lange in den Ohren, bis meine Mama eine komplette Zeltausstattung für die vierköpfige Familie kaufte und wir endlich unsere Sommerurlaube mit Camping verbrachten. Verregnete Sommer, heftige Stürme und schreiende Babys auf Familiencampingplätzen konnten das Feuer meine Campingleidenschaft nicht löschen.

Auto, Zelt, Schlafsack: Wir machen jetzt Camping in Sachsen

Und so gerne ich in die Ferne reise, so sehr liege ich meinen Liebsten mit dem Wunsch in den Ohren, ein Auto zu mieten, den Kofferraum mit Zelt, Schlafsäcken, Isomatte und Campingstühlen zu beladen und dem Ruf der Freiheit zu folgen. Im Sommer 2017 taten meine Lieblingsschwester und ich genau das.

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Zum Glück konnte ich als große Schwester meine jüngere Seelenverwandte im Kindesalter nachhaltig und auf Lebenszeit mit dem Campingfieber infizieren. Wir packten also an einem sonnigen Samstag den Mietwagen und fuhren in Richtung Dresden, wo ein Besuch der Großeltern auf dem Programm stand. Das war dann aber auch schon alles an festen Plänen für die nächsten sechs Tage. Wir wussten nur: Am Freitag müssen wir im thüringischen Saalburg sein. Denn da wartet auf uns das Festival und die pure Tanzekstase.

Nachdem mit Oma und Opa bei Kaffee und Kuchen der neueste Familientratsch ausgetauscht wurde, fuhren wir gen Sächsische Schweiz. Immer im Gepäck: Die gute Laune. Auf der Entenfarm Hohnstein haben wir dann unser noch sauberes Allerhöchstens-für- drei-Personen-aber-besser-doch-nur-für-zwei-Personen-Wurfzelt aufgeschlagen. Das Wetter war gut, der Platz perfekt, die Campingschwestern glücklich.

Die Lage des Campingplatzes unweit der schönsten Attraktionen der Gegend war optimal. Bewaffnet mit Spiegelreflexkamera, Smartphone, Powerbank, Snacks und Getränken führte uns die erste Tagestour ins Kirnitzschtal inmitten der Sächsischen Schweiz. Zuvor hatten wir uns über meine Lieblingswanderapp Komoot eine mittelschwere Route über knapp 9 km ausgesucht. Voraussichtliche Dauer: 2,5 h. Das aufgrund der massiven Höhenunterschiede, die die App offensichtlich nicht mitberechnete, daraus am Ende knapp 5 Stunden wurden, wäre uns ohne Uhr nicht aufgefallen. Der Weg und die Aussichten waren jeden Schritt wert – und das angenehm schwere Gefühl in den Beinen am Abend geben einem zusätzlich ein befriedigendes Gefühl.

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Nach zwei Übernachtungen auf der Entenfarm packten wir unser Wurfzelt wieder ein. So schnell wie wir es „aufgebaut“ hatten, war das Einrollen des Schlangenzeltes nicht. Doch am Ende des Urlaubs konnten wir unsere Fertigkeiten in dieser Disziplin weiter ausbauen und die Einpackzelt auf wenige Minuten optimieren. Unser Tipp: Vorher Zuhause einmal mit YouTube üben.

Von der Sächsischen Schweiz ins Erzgebirge

Das perfekt gepackte und bis oben hin beladene Auto fuhr mit zwei glückseligen Campern weiter gen Süden. Das Navigationssystem lenkte uns geschickt bis an unser Ziel Chemnitz. Dort wollten wir zwei Tage verbringen. Wollten. Haben wir nicht. Wir hatten einen gut bewerteten Zeltplatz ausgesucht, doch es „matchte“ einfach nicht. Es war nicht nur die Ansage: Wenn die Hunde bellen, ist das gut. Dann vertreiben sie die Wildschweine, die hier am Zaun lauern. Es war auch das riesige Spinnenmaleur mit anschließendem todesmutigen Kampf zwischen Acht- und Zweibeinern im Licht der Taschenlampe und die viel befahrene Bundesstraße in unmittelbarer Hörweite, die uns  uns eine sehr frühe Abfahrt am nächsten Morgen ermöglichte.

Den Kompass auf „Erzgebirge“ gerichtet, führte uns unsere Route entlang der tschechischen Grenze weiter südlich und näher an unser thüringisches Festivalglück. Doch ein paar Tage hatten wir noch als zivilisierte Camper, die wir auf dem Campingplatz Lindenau in vollen Zügen genossen. Der Platz für Zelte war zwar klein, doch am ruhigen Ende des Geländes und direkt am Seeufer gelegen ideal. Die Bäume waren zuvorkommende Schattenspender, solange die Sonne denn schien. Denn das Wetter sollte im Gegensatz zu unserer Laune schlechter werden.

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Um den vorerst letzten Sonnentag effizient zu nutzen, haben wir über komoot eine weitere Wanderroute in der Nähe ausgesucht, die uns durch Wald und Wiesen führte und die Gegend näher brachte. Darüber hinaus bietet sich der Standort für Tagesausflüge nach Zwickau, Weimar, Erfurt oder Leipzig an.

Und schließlich packten wir nach drei Tagen unsere mittlerweile durch den Regen verdreckten und nassen Zeltsachen ein weiteres Mal ein, um den Weg nach Saalburg anzutreten, wo uns 30.000 Tanzwütige, hunderte Dixieklos und noch mehr schlechtes Wetter erwartet. Es war mega und wir fahren wieder hin.

Zeltplatz Empfehlungen in Sachsen

Entenfarm Hohnstein, Schandauer Str. 11, 01848 Hohnstein

[google_maps id=“1315″]

 

Campingplatz Lindenau,  Am Forstteich 2, 08289 Schneeberg

[google_maps id=“1316″]

 

Wanderrouten Empfehlung

Wander App: komoot

Im Kirnitzschtal: Kuhstall (Felsentor) – Himmelsleiter Runde von Lichtenhainer Wasserfall

  • ca. 4,5 h
  • 8,85 km
  • 381 Meter Höhenunterschied
  • mittelschwer – nur für trittfeste Wanderer geeignet

Ab Eibenstock im Erzgebirge: Wasserfall Blauenthal – Toellescher Graben Runde

  • Dauer ca. 3 h
  • 9,85 km
  • Höhenunterschied 138 Meter
  • leicht

Mein Fazit

Kennt ihr dieses Gefühl, nach dem Zelturlaub wieder in die eigene Wohnung zu kommen und zu denken: Mensch, ist das beengt hier in der 85 m² Wohnung. Und so ruhig. Ekelhaft. Nach ein paar Tagen geht es dann auch wieder. Und manchmal, wenn draußen ein Sommergewitter tobt, dann öffne ich das Fenster, liege im Bett und stelle mir vor, über mir befände sich nur ein dünnes Stück Stoff, das die Freiheit bedeuten kann. Dieses Gefühl nennt sich „Zeltweh“.

Acht Tage waren wir unterwegs. Acht Tage Camping in Sachsen. Und so normal es klingt – Camping in Sachsen – so außergewöhnlich und unvergesslich war dieser Urlaub für uns. Ein Urlaub, der ganz oben auf meiner War-geil-Liste steht und der einen festen Platz in meinem Langzeithirn eingenommen hat.

Habt ihr weitere Campingplatz-Empfehlungen oder Wanderrouten in Sachsen, die man unbedingt erlebt haben muss? Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte in den Kommentaren!

Wandern-im-Erzgebirge

P.S.: Dies ist ein persönlich Erfahrungsbericht. Die Reiseplanung lag bei mir und nur bei mir. Und dem Zufall.

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4 Gedanken zu „Urlaub im eigenen Land: Ein Erfahrungsbericht über Camping in Sachsen

  • 6. März 2018 um 19:57
    Permalink

    Super toller Bericht! Viele Eindrücke! Es fühlt sich an, als wäre man dabei gewesen 🙂

    Antwort
    • 6. März 2018 um 20:28
      Permalink

      Könnte daran liegen, dass du dabei gewesen bist ♡

      Antwort
  • 6. März 2018 um 21:08
    Permalink

    Liebe Campingschwester, bei der schönen Geschichte bekommt mann direkt wieder Lust auf Zelturlaub. In Liebe, Mamsi

    Antwort
  • 18. Juni 2018 um 16:25
    Permalink

    Liebe Campingschwester, das ist eine supertolle Geschichte….gern mehr davon. Obwohl es mir reicht, wenn ich nur das Gefühl habe dabei zu sein……ich find Hotel-Urlaube auch ganz schön 😉

    Antwort

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